Neue alte Gerichte im Trend.

Hersteller von Küchenmaschinen werben damit, traditionelle Gerichte schnell und modern zubereiten zu können, Restaurants entdecken alte Klassiker neu und im Internet werden Rezepte „von früher“ gehyped – Omas Küche 2.0 boomt.

Viele Menschen erinnern sich auch deshalb gerne an ihre Kindheit, weil sie dabei an Oma denken, wie sie am Herd stand und leckeres Essen gekocht hat, das es bei Mama und Papa so schon nicht mehr gab. Meist handelte es sich dabei um traditionelle Gerichte und überlieferte Rezepte voller Aromen, die in der heimeligen Wärme des Hauses gekocht wurden.

In unserem hektischen Alltag und besonders in den unruhigen Zeiten von Covid-19, sind Hausmannskost und traditionelle Gerichte genau das Richtige, um uns ein Gefühl von Sicherheit und Heimat zu geben.

Auch immer mehr Restaurants widmen sich der Renaissance der heimischen Küche.

Altbewährte Rezepte von Oma und Opa werden mit zeitgemäßen Tricks und neuen Zubereitungsmethoden umgesetzt – und so modern interpretiert. Drei Beispiele hierfür sind das Restaurant „Tisk“ in Berlin, das Restaurant „Fränk’ness“ in Nürnberg und „Mike’s Heimatküche“ in der Nähe von Potsdam.

Auf der Speisekarte des „Tisk“ werden altbewährte Rezepte aus der Region in neuem Gewand präsentiert. Auch auf der Bar Karte wird der eine oder andere Klassiker wieder zum Leben erweckt und zeitgemäß interpretiert. Im Sommer werden erntefrischen Kräuter zu leckeren Fassbrausen und Limonaden verarbeitet.

Im Restaurant „Fränk’ness“ gibt es unter Leitung des deutschen Sternekochs Alexander Hermann „handwerkliche Spitzenküche, die mit der richtigen Portion an Leidenschaft und Bauchgefühl authentische Klassiker mit modernen Akzenten auf die Teller bringt.“

Auch in „Mike’s Heimatküche“ gibt es traditionelle Gerichte, die vier Mal im Jahr an die Saison angepasst werden. Dem Team geht es darum, das Seelenfutter aus der Kindheit zeitgemäß anzurichten, anders zu kombinieren oder auch mal mit neuen Garmethoden zuzubereiten.

In diesen neuen Locations mit zeitgemäßem Design kann und soll ganz einfach eine neue Liebe zum „Zuhause“ entstehen. Ob man es als Gegenbewegung zur aktuellen Globalisierung sieht (wie Michael Horx), als nostalgische Sehnsucht nach dem Ursprung (laut Food Scout Richard Kägi) interpretiert oder die Retro-Gerichte einfach ein bewährtes Soulfood sind – der kulinarische Return ist stärker denn je.

Omas Küche 2.0 – natürlich auch im Internet.

Die traditionellen Gerichte werden aber nicht nur in Restaurants gekocht. Auch im Internet gibt es die verschiedensten Arten von „Omas Küche 2.0“.

Auf dem YouTube-Kanal „Pasta Grannies“ mit mehr als 800.000 Abonnenten und Tausenden Aufrufen pro Video, zeigen italienische Omas wie sie ihre Rezepte mit der Anmut und Herzlichkeit zubereiten, die sie auszeichnet.

Auf anderen Plattformen wie TikTok und Reddit wächst das Interesse an einer alten Familien-Tradition – der Rezeptbox. Die User durchsuchen ihre alten Garagen oder gehen bei Immobilienverkäufen auf die Suche nach den alten Boxen, die mit den damaligen Familienrezepten gefüllt sind. Teilweise sind diese alten Rezepte aus den 50er und 60er Jahren ziemlich skurril. Thunfischsalat-Wackelpudding, schwedische Fleischringe oder der Schokoladen-Sauerkraut-Kuchen hören sich nicht nur gewöhnungsbedürftig an, sondern sehen auch so aus und sind damit perfekter Social Media Content.

In Hamburg wird die 80-jährige Monika Fuchs zurzeit als angesagte Köchin gehyped. Nachdem sie über 20 Jahre lang das Catering für Hamburger Fernsehstudios gemacht hatte, war ihr noch lange nicht nach Ruhestand. Und so gründete sie vor einigen Jahren wohl Hamburgs ersten Supper Club. In ihrem Wohnzimmer bewirtete sie jeden Freitagabend 28 Gäste mit einem fünfgängigen Menü. Ihre Kinder und Enkelkinder spannte sie zum Helfen in der Küche und beim Servieren mit ein. Seit 2018 hat Monika Fuchs ihren eigenen YouTube-Kanal „Monika Fuchs kocht“mit über 33.000 Abonnenten. Auch auf Instagram ist sie aktiv. Das Wohnzimmer musste sie aufgrund der Corona-Pandemie leider (zunächst) schließen.

Haltbarmachen nach Omas Art.

Fermentieren ist auch im Trend. Genau wie Oma es früher gemacht hat, beschäftigen sich immer mehr Menschen damit, saisonale Gemüsesorten auf natürliche Weise haltbar zu machen. Das ist zum einen praktisch, zum anderen gesund und gleichzeitig sind die bunten Einmachgläser auch noch ein toller Hingucker in der Speisekammer oder auf Instagram.

Der Prozess des Fermentierens ist keine Raketenwissenschaft. Das Bio-Gemüse wird zusammen mit Wasser und Salz in einem luftdichten Behälter verschlossen. Ab dann heißt es abwarten, bis es anfängt zu zischen und zu blubbern. Dann vermischen sich die Bakterien des Gemüses mit der Salzlake und beginnen sich zu vermehren. Dabei überleben nicht alle Mikroorganismen, sondern nur die sogenannten Milchsäurebakterien, die gleichzeitig den ph-Wert herabsetzen. Da keine anderen Bakterien in dieser sauren Umgebung überleben, sind die Lebensmittel so vor dem Verderben geschützt.

Fermentiertes Gemüse überrascht nicht nur mit besonderen und neuen Aromen, sondern trägt auch zur Darm-Gesundheit bei – und bedient damit einen weiteren (Mega-)Trend. Kein Wunder, dass entsprechende Produkte auch immer öfter in unseren Supermärkten auftauchen.

 


Bildquellen:

Header: https://www.bordeaux.com/de/Bordeaux-Magazin-DE/Journal/Food/Den-Klassiker-in-neuem-Licht-Koenigsberger-Klopse

Mike’s Heimatküche: https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Restaurantkritik-in-Potsdam-So-heimatlich-schmeckt-s-bei-mike-s-heimatkueche-in-Gross-Glienicke

Tisk Speisekneipe: http://www.tisk-speisekneipe.de

Fränk’ness: https://fraenkness.de

Thunfischsalat-Wackelpudding: https://www.cbc.ca/news/canada/calgary/food-trends-vintage-recipes-jello-calgary-1.6051243

Schwedische Fleischringe: http://dbkitschen.blogspot.com/2013/08/swedish-meat-ring.html

Schokoladen-Sauerkraut-Kuchen: https://amandascookin.com/chocolate-sauerkraut-cake/

Monika Fuchs: https://www.instagram.com/monika.fuchs.kocht/

Monika Fuchs: Bertold Fabricius via https://www.welt.de/regionales/hamburg/plus204389444/Restaurant-im-Wohnzimmer-Der-Supper-Club-von-Monika-Fuchs.html

Fairment: https://www.fairment.de

Completeorganics: https://www.completeorganics.de

Suur: https://www.suur.love