Zum Jahresstart waren wir zu einem kurzen, kulinarischen Trend Research in Miami. Bei der Vorbereitung gingen uns die typischen Vorurteile durch den Kopf und wir fragten uns, ob die Stadt im Süden der USA wohl mehr zu bieten hat als Beach Babes, Promi-Kult und die Party-Szene am Ocean Drive? Natürlich gibt es jeden Herbst die Winteredition der “Art Basel” als wichtigster Kunstmesse der Welt. Aber kann Miami noch mehr?
Vorweggenommen: ja es kann – Miami hat sich zur Metropole mit angesagter Kunst-, Mode- und (für uns am relevantesten) Food-Szene entwickelt.
Wer heute nach Miami reist, wird überrascht von internationalen Restaurant-Konzepten, die die Diversität der Einwandererkultur widerspiegeln. Eine neue Generation von Food Markets, in denen Qualität und Nachhaltigkeit großgeschrieben werden, laden zum Essen, Verweilen und Genießen ein. Und Supermarkt-Ketten wie Whole Foods oder Publix punkten mit einer großen Auswahl an frischen und nachhaltigen Bio-Produkten.
Im Mai letzten Jahres hat in Little Havana das Sala’o eröffnet. Das Restaurant wurde nach einer Figur in Hemingways klassischem Roman “Der alte Mann und das Meer“ benannt, den er in Kuba schrieb. Hemingway lebte mehr als 20 Jahre auf der Insel, was die Besitzer dazu inspirierte, ein Restaurant zu schaffen, das dem Schriftsteller huldigt. Das Ergebnis sieht aus wie ein gemütliches, aber opulentes Wohnzimmer aus den 1940er Jahren mit Marmorakzenten, dunklen Holzoberflächen und Kristallleuchtern. Auch Hemingway würde zweifellos Sala’os Menü schätzen, das aus lokalen, täglich gefangenen Fischgerichten, Austern an der Ostküste, hausgemachten karibischen Meeresfrüchten und klassischen kubanischen Cocktails besteht. Dazu gibt es Live-Musik von zwei älteren kubanischen Herren. Ein Gesamt-Konzept, dass das Eintauchen in eine andere Kultur nicht nur zu einem kulinarischen Erlebnis macht.
Ebenfalls letztes Jahr hat in Miami Beach die Lincoln Eatery eröffnet. Der stylische Neubau der Food Hall liegt direkt neben der Flanier- und Einkaufsmeile Lincoln Road Mall und bietet mit seiner 9.600 Quadratmeter großen Fläche, die von Arquitectonica entworfen wurde, Platz für bis zu 200 Gäste. U-Bahn-Fliesen, Betonböden und eine Matrix aus Holzbalken an der Decke sorgen für ein urbanes Design. Zur Zeit kann man bei 10 Fast-Casual-, Artisan- und Grab-and-Go-Konzepten entweder einen schnellen Happen zum Mitnehmen kaufen oder sich vor Ort niederlassen, um zu essen, zu trinken und zu entspannen.
Ein für uns neues Produkt, das wir zu gern probiert hätten, bietet Chill-N Nitrogen Ice Cream: die Eisdiele bietet „Eiscreme nach Maß“ und bringt sie zudem (nach eigenen Aussagen) “to the next level“. Kunden wählen ihre Geschmacksrichtung, die dann vor ihren Augen mit flüssigem Stickstoff blitzgefroren wird. Durch dieses Verfahren soll eine besonders glatte, frischere und geschmackvollere Eiscreme entstehen. Leider hatte Chill-N bei unserem Besuch nicht geöffnet, so dass wir wohl bis zum nächsten Mal warten müssen…
In einer Stadt wie Miami, die das gesamte Jahr über durchschnittlich zwischen 24 und 31,7 Grad hat, wundert es nicht, dass wir noch zwei weitere spannende „Eis-Konzepte“ entdeckt haben.
Bei AUBI & RAMSA im Miami Design District gibt es „ice cream 21+“. Das ist Eis gemischt mit alkoholischen Getränken und Spirituosen und einem Alkoholgehalt von 4,9% gemischt. Die Marke selbst sagt über sich, sie habe es sich zur Aufgabe gemacht, den Genuss von Wein und Spirituosen über ihren flüssigen Zustand hinaus zu erweitern. Wir sagen: eine spannende Interpretation der Low Alcohol Revolution.
JAPOW hingegen setzt auf eine alte japanische Tradition. Während der Heian-Zeit um das 11. Jahrhundert wurde in Japan in den kältesten Wintermonaten Eis aus den Bergen gesammelt. Das Eis wurde mit einem Messer in eine Schüssel rasiert und zusammen mit dem süßen Saft aus Blumen und Weinreben mit Sirup gegessen. Heute bietet JAPOW – was japanischer Pulverschnee bedeutet – das japanische Rasiereis, Kakigori genannt, als flauschigen Berg aus dünn rasiertem Eis, mit natürlichen Fruchtsirupen und anderen lokalen und saisonalen Zutaten an.
Neben innovativen und leckeren Eiskreationen haben uns auch die Supermärkte und Drogerien einiges an neuartigen Produkten geboten. So ist z.B. Bud Light auf den „Spiked Water“-Zug aufgesprungen und hat zum Superbowl eine neue Range an Spiked Seltzer mit verschiedenen Geschmacksrichtungen gelauncht. Project 7 hat Gummibärchen mit Cocktail-Geschmack im Angebot und Real Raw Haircare bringt uns mit seinem Shampoothie den Smoothie-Trend in die Dusche.
Zum Abschluss erwartete uns im Chotto Matte eine der besten Japanisch-Peruanischen Fusion Küchen. Aber nicht nur das Essen ist hier fantastisch. Nachdem man den versteckten Eingang in einer kleinen Seitenstraße gefunden hat, ist es als würde man in eine andere Welt abtauchen. Blühende Kirschbäume und Palmen recken sich dem geöffneten Dach entgegen (es kann auch geschlossen werden), bunte Malereien zieren die Wände und es läuft großartige Musik. Das Sushi kommt von der Raw-Bar, die in prominent in der Mitte des Raumes platziert ist. Die 9 Gänge des Tasting Menus lassen die Herzen jedes Genießers höherschlagen.
Zusammengefasst: Miami, wir hatten zu wenig Zeit, Du hast sicherlich noch viele kulinarische Schätze zu bieten.
Wir kommen wieder, keine Frage.