In Berlin und besonders in der Start Up-Szene macht gerade ein “rollender Supermarkt” von sich reden – Gorillas verspricht eine Lieferung innerhalb von 10 Minuten zu Supermarkt-Preisen. Ein Grund für uns zu schauen, wo dieser Trend herkommt und welche Chancen er für Lebensmittel- und Getränkehersteller bietet.

Der Supermarkt unserer Kindheit war ein idyllischer Ort, an dem wir Süßigkeiten, etwas zu trinken und hin und wieder etwas Schnickschnack kaufen konnten. In unserem Supermarkt heute – unserem „Erwachsenen-Supermarkt” – kaufen wir einen glutenfreien Snack, eine Iced Latte und eine gute Flasche Wein, vielleicht gepaart mit einem dazu passenden Käse.

Und demnächst gehen wir gar nicht mehr in diesen Supermarkt. Wir bestellen alles am Telefon oder per App und erhalten es in weniger als einer Stunde geliefert.

Diese neue Generation von Convenience Stores sind bestückt mit kuratierten, better-for-you Produkten sowie Haushaltsgegenständen und haben vor allem durch die Pandemie in den USA zuletzt an Bedeutung gewonnen. In dieser neuen Art von Geschäften haben Lebensmittel- und Getränkehersteller die große Chance, in die Regale (virtuell und physisch) zu gelangen und sich der wichtigen Gen Z zu präsentieren.

Der Marktführer in der USA ist Foxtrot Market, der vor sieben Jahren als reine Liefer-App begann, bevor er in der Region Chicago physische Geschäfte / Cafés eröffnete. Während Covid-19 war Foxtrot gezwungen, seine Angebote zu optimieren, da Ladenerlebnisse wie ein Café und ein Loungebereich geschlossen werden mussten. Deshalb hat Foxtrot mit verbesserten Abhol- und Lieferservices zugelegt und expandiert weiter in Chicago, DC und Dallas.

Andere Convenience-Stores der nächsten Generation sind „GoPuff“, der ausschließlich online und in vielen Städten in den USA erhältlich ist, sowie “Choice Market” in Colorado, der Foxtrot in seinem hybriden physischen und Online-Shop-Modell ähnelt. Aber auch große Player wie Amazon Go, DoorMart (von DoorDash) und 7-11, die ihre Liefer- und Abholoptionen erweitern und stark in ihre 7NOW-App investieren, betreten diesen Bereich.

Aufgrund des Kurationsprozesses ist es schwierig in diesen Läden gelistet zu werden. Emily Griffith, Gründerin und CEO von Lil Bucks, hat etwa zwei Jahre lang an einem Produkt gefeilt, um damit im Foxtrot-Market gelistet zu werden. Ihre harte Arbeit hat sich gelohnt – jeweils ein SKU ihrer Produktlinie ist in den Filialen von Foxtrot Chicago und Dallas eingeführt worden. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg? Ständige Kommunikation. „Als ich Lil Bucks im Jahr 2018 auf den Markt brachte, wollte ich unbedingt in diese Läden”, schrieb sie auf LinkedIn. „Unsere Produkte brauchten allerdings noch einige Verbesserungen (z.B. Bio-Zertifizierung, bunt bedruckte statt Paper-Look Verpackungen usw.). Wann immer wir Verbesserungen vorgenommen haben, habe ich unsere Marke mit Foxtrot geteilt.“

Warum die neue Generation von Convenience Stores für Lebensmittel- und Getränkehersteller nicht außer Acht gelassen werden sollte:

  • Kuratierte Auswahl: Die Zeiten, in denen nur große Lebensmittelmarken in den Regalen standen, sind vielerorts vorbei. Käufer dieser Convenience-Stores suchen nach verschiedenen Marken mit cleveren Verpackungen und neuen Twists bei alten Favoriten.
  • Better-for-You-Produkte: Glutenfreie, vegane, Keto-, Paläo-, CBD- und andere gesündere Optionen sind besonders im Bereich zum Mitnehmen sehr gefragt und eröffnen ein Segment von Produkten, die normalerweise nicht in Convenience-Läden erhältlich sind.
  • Konstante Rotationen: Mit schnelleren Datenströmen können diese Geschäfte erkennen, was verkauft wird und was nicht, und ihre Angebote viel schneller als herkömmliche Lebensmittelgeschäfte diversifizieren, was wiederum Herstellern mehr Möglichkeiten bietet, einen Fuß in die Tür zu bekommen.
  • Gen Z-besessen: Mehr als andere Lebensmittelgeschäfte konzentrieren sich Convenience Stores der nächsten Generation auf die demografische Gruppe der Generation Z und passen sich den Wünschen dieser Kunden an. Da dies die nächste Generation mit der größten Kaufkraft ist, ist es gut, frühzeitig von ihnen wahrgenommen zu werden.
  • Die Zukunft: Die Pandemie hat unsere Einkaufsgewohnheiten verändert und uns allen die Zukunft des Lebensmitteleinkaufs aufgezeigt… diese wird online und „per Lieferung” sein.

Unser Fazit: Noch gibt es diese neue Art von Convenience Stores kaum in Deutschland. Sie werden aber sicherlich (getrieben durch die Corona Pandemie) nicht mehr lange auf sich warten lassen. Eine spannende neue Geschäftsform, in der sich vor allem die großen Marken erstmal beweisen müssen und die eine große Chance für Start-Ups bieten wird.

 


Bildnachweise:

Header: Foxtrot Market via https://fitt.co/washington-dc/articles/foxtrot-delivery-market-dc

Foxtrot Market: https://foxtrotco.com

GoPuff: https://gopuff.com/home