Mit Beginn der Corona-Krise begann auch der Rückzug in die eigenen vier Wände. Das ist nicht immer einfach – für viele Menschen brechen die sozialen Kontakte, die Arbeitsroutinen, Gehälter und der Alltag weg. Corona fordert uns und bestimmt unseren Alltag. Unsere Psyche spielt beim Bewältigen eine entscheidende Rolle. Eine Forschungsarbeit an der Universität Flensburg zum Thema Glück zeigte, dass Menschen ihr Glück größtenteils durch die eigene Erwerbsarbeit und ihr soziales Netzwerk beziehen. Gefühle von Nutzlosigkeit, mangelnder Sinnhaftigkeit und Einsamkeit schaden unserem Befinden.

Ein Trend, den es bereits seit einigen Jahren – vornehmlich im Wohnbereich – gibt, erlebt in dieser nun Zeit eine Verstärkung: Hygge. Denn je unkontrollierter sich das Leben außerhalb der eigenen vier Wände gestaltet, desto wichtiger wird der persönliche Ort des Rückzugs.

Hygge wird oft als “das dänische Rezept für Glück“ bezeichnet. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff und wieso kann es unsere eigene Stimmung in der Corona-Krise verbessern?

Der Ursprung von Hygge liegt nicht, wie sich vermuten lässt, in der dänischen, sondern norwegischen Sprache. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist die Begrifflichkeit in der dänischen Sprache entdeckt worden. Übersetzt bedeutet das Wort so viel wie Gemütlichkeit, Wohlbefinden und Geborgenheit. Ob ein gemütlicher Abend bei Kerzenlicht, ein leckeres Essen oder gemeinsame Zeit mit Freunden oder der Familie – all dies ist Hygge. Es ist ein Lebensgefühl, das Glück verspricht. Es hilft inmitten eines hektischen Alltags für Entschleunigung und Entspannung zu sorgen und zwar mit den einfachsten Mitteln.

Die Dänen verbinden mit Hygge zudem die Abstinenz von Ärger und Stress, Sicherheit und eine gewisse Abschirmung von der Welt. Der Moment wird genossen, alles Negative bleibt draußen. Es impliziert auch die Vorstellung, dass wir uns zu Hause so wohlfühlen, dass wir beinahe das Gefühl bekommen, unser Zuhause würde uns regelrecht umarmen. Genau diese Einstellung ist es, die die Menschen in Corona-Zeiten so anspricht. Hygge ist ein Lebensgefühl, das bei der großen Herausforderung hilft, sich trotz großer Einschnitte Inseln des kleinen Glücks zu schaffen.

Nicht umsonst gibt Ordnungs-Expertin Marie Kondo extra Tipps für Corona-Zeit und meint, da wir nun so viel Zeit wie noch nie daheim verbringen, sollten wir diese auch sinnvoll nutzen. Ihre Vorschläge reichen von „mentaler Entspannung durch Duftkerzen“ bis hin zum „Ausmisten des Vorratsschrankes zur Prävention von Hamsterkäufen”.

Apropos Lebensmittel: ein entscheidender Aspekt des hyggeligen Wohlfühltrends ist leckeres Essen. Ob der Duft nach frischem Kaffee, Zimtschnecken oder Kuchen – das Kochen und Backen wird bei Hygge großgeschrieben. Ganz wichtig ist dabei: Finger weg von Perfektion. Hygge ist lässig und entspannt, aber nicht perfekt! Alles andere würde der Leichtigkeit und Entspannung widersprechen. Die dänische Köchin Trine Hahnemann (https://hahnemannskoekken.dk/en/) beschreibt in ihrem Buch „Skandinavian Comfort Food“ was es braucht, Hygge im Haus, in der Küche und auf dem Esstisch zu erzeugen.

Aber nicht nur im eigenen Haushalt ist Hygge in – auch in der Produktentwicklung wird das Lebensgefühlt in vielen Kategorien aufgegriffen. Die Palette reicht von Hygge-Tee und -Punch bis hin zu Handcreme.

Und was wird aus dem Hygge-Trend nach Corona? Viele Menschen haben während des Lockdowns die eigenen vier Wände plötzlich zu schätzen gelernt – sie haben das Chaos in ihrer Wohnung beseitigt oder Kochen gelernt. Dies gab ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit. Hygge war schon vor Corona für viele Menschen eine Gegenreaktion zur beschleunigten, globalisierten Welt. Der nun erzwungene Rückzug ins Private und die dabei erlebte Sicherheit und Geborgenheit wird für sehr viele Menschen positiv nachwirken. Entsprechend wird Hygge nicht an Bedeutung verlieren. Und wir werden sicher auch zukünftig weitere Produktkonzepte sehen, die auf der Lebensphilosophie Hygge erfolgreich aufsetzen.