Werden sich Trends bei Lebensmitteln und Getränken durch die Corona-Krise verändern? Vor der Pandemie waren sich alle Trend- und Marktforscher einig, dass das teilweise starke Wachstum bei Fleischalternativen, alkoholarmen oder alkoholfreien Getränken und ein generell auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Kaufverhalten weiter anhalten wird. Die Dynamik dieser Trends könnte durch die COVID-19 verursachte politische und wirtschaftliche Unsicherheit verändert werden.

Es nicht einfach für Hersteller und Retailer, zu prognostizieren, welche Trends in den nächsten 12-18 Monaten ansteigen werden, da sich die Situation immer noch stark verändert. Die Verbraucher könnten sich in den kommenden Monaten konservativer und vorsichtiger verhalten und sich besonders auf die Lebensmittel und Getränke verlassen, die Komfort und Vertrautheit bieten.

Ein solches Verhalten wäre dann keine gute Voraussetzung für pflanzliche Fleischalternativen. Ein Grund dafür ist, dass Fleisch auf pflanzlicher Basis in der Masse nicht von Vegetariern sondern von Fleischessern (Flexitarier) konsumiert wird, wobei deren Neugier ein wichtiger Treiber ist. Aktuelle Erkenntnisse aus den USA zeigen, dass die Verkaufszahlen pflanzlicher Fleischalternativen in der Krise sinken. Es könnte also sein, dass insbesondere ältere Fleischesser (die Flexitarier sind besonders stark in den Altersgruppen 50+) schneller und verstärkt wieder auf tierisches Eiweiß und vertraute Marken zurückgreifen – und Vorbehalte gegen billiges Fleisch und Tierhaltung – zumindest zunächst – zurück gehen.

Besonders die Kategorie der Milchprodukte mit einer gelernten Kombination aus „gesund, lecker und convenient” sollte von der aktuellen Situation profitieren.

Mittelfristig wird es so sein, dass die Alternativ-Kategorien sich weiter „hybridisieren“. Marken, denen es gelingt eine Allianz zwischen tierischem und pflanzlichem Protein zu schaffen, sollten die besten Chancen in der Zukunft haben.

Die „Sober-Bewegung”, ein weiterer Trend, der stark an Boden gewonnen hatte, wird zunächst einem Anstieg klassischer Spirituosen, Cocktails, Wein und Bier weichen. In schwierigen Zeiten trinken die Verbraucher nun einmal. Daher kann man erwarten, dass der Alkoholkonsum steigt – und es einen regen Wechsel zwischen den verschieden Kategorien an alkoholischen Getränken gibt. Denn es geht um Wirkung und weniger um Ausweisfunktion.

Die Babyboomer, Gen X und ältere Millennials werden die „zurück zum Alkohol” Bewegung anführen, während jüngere Millennials und Gen Z eher standhaft nüchtern bleiben.

Ein dritter Trend, den man in einer Welt nach der Pandemie erwarten kann, ist eine Einschränkung der Nachhaltigkeitsausgaben. Schlichtweg weil es vielen Verbrauchern an der finanziellen Basis fehlt. Kostengünstige Nachhaltigkeitsaspekte wie das Kompostieren oder die Verwendung von „Ugly Fruits“ werden fortgesetzt, aber der Kauf von teureren Bio-Lebensmitteln wird voraussichtlich in der Zwischenzeit sinken.

Auch die Nachhaltigkeitsausgaben werden sich erholen. Wann dies allerdings der Fall sein wird, das wird eng mit der wirtschaftlichen Erholung und dem Verbrauchervertrauen verbunden sein.

 

 

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