Aus Anlass des amerikanischen “Have a Coke Day” am 08. Mai haben wir ein Interview mit Mirco Wiegert, einem der Gründer von fritz-kola, geführt.

Mirco, heute ist „Trink eine Cola“ Tag – wie feiert ihr diesen Tag bei fritz-kola?

Gar nicht. In Zeiten von Corona denken wir an unsere Kunden in der Gastronomie, die sehr hart um ihr Überleben kämpfen. Wie können wir sie mit fritz-kola und vielviel Koffein unterstützen damit sie durchhalten und weitermachen?

Ihr habt auf die Corona-Krise in der Gastronomie mit der Initiative „fritz trinken, tresen retten“ reagiert. Was genau macht ihr da und was war Eure Motivation?

Wir haben verschiedene Aktionen wie „Tresenretter“, „Clubretter“ und weitere lokale Aktionen mit unseren Gastronomen am Laufen. Bei der Tresenretter-Aktion verkaufen wir über unsere Website ein Paket, das aus einer Sonderedition unserer kola im Retter-Design, einem T-Shirt und einem Gutschein für paynoweatlater.de besteht. Der Erlös geht komplett an die Gastronomie. Für die Clubretter-Initiative haben ein ähnliches Paket geschnürt. Allerdings offline. Hierzu kooperieren wir mit der Drogeriekette Budnikowsky und dem Clubkombinat Hamburg. Die Aktionen kommen gut an – sie sind allerdings in Anbetracht der Größe des Problems eher ein Hauch auf dem heißen Stein. Trotzdem verschaffen wir dem Bewusstsein „Unterstützt Eure Gastro“ eine große Plattform. Das ist wohl auch der größte Nutzen.

 

Hamburg gilt ja als Limonadenhochburg in punkto Neuprodukterfindungen, weil viele Innovationen hier entstanden sind. Welche Rolle spielt Hamburg bzw. regionale Herkunft bei eurer Markenidentität?

Die Hamburger Herkunft, mit seinen weltoffenen Bewohnern und deren liberale Haltung prägt natürlich unser Unternehmen und unsere Marke. Im deutschsprachigen Raum profitieren wir davon. Witzigerweise sind wir im Ausland die „Kola aus Berlin“. Unsere Herkunft schwingt also immer in der Wahrnehmung mit, wofür wir stehen. Wir sind aber keine Marke mit „Herkunftsnachweis“.

fritz gehört zu den Pionieren, die mehr Vielfalt ins Regal bringen wollten. Euch gibt es schon seit 2003. Wie bleibt man da spannend?

Wir arbeiten uns jedes Jahr an der Frage ab, wie wir relevant bleiben: Wie können wir unsere Werte weiter ausarbeiten und für unsere Fans relevant sein? Das fängt zu allererst bei uns intern an. Was beobachten wir, was passiert draußen und wie stehen wir dazu? Wie müssen wir uns verändern? Wenn wir damit durch sind haben wir einen besseren Blick über das was für uns relevant ist und können das nochmal mit einem Außenblick abgleichen.

Ein Beispiel dafür ist die konsequente Nutzung von Glas-Mehrweg. Das hatten wir aus Überzeugung schon lange eingeführt, bevor Glasflaschen nun zum Hype wurden. Außerdem haben wir auch immer mal wieder politisch Flagge gezeigt, wenn wir es für wichtig halten. Beispielsweise bei der letzten Europawahl. Da haben wir die Bedeutung der Wahl hervorgehoben und klargemacht, wie wichtig die Stimmabgabe für ein starkes Europa ist.

 

Ihr schreibt auf Eurer Website, ein Getränk sei nur so gut wie seine Zutaten. Inwiefern spielen Ingredients bei den fritz-Getränken eine Rolle?

Ich denke die Rolle von Zutaten und Verpackung wird eher noch zunehmen und im besten Fall eine glaubwürdige Kommunikation ermöglichen. Beides ist bei uns ein Teil der Gesamtstrategie.

Unter den Kola´s habt ihr inzwischen fünf Varianten, unter anderem mit Karamell und eine Bio-Variante. Wie kommen die denn jeweils bei Konsumenten an? Wie kommen generell Neuprodukte an?

Unsere Neuprodukte kommen unterschiedlich gut bei unseren Fans an. So gönnen wir uns z.B. eine fritz-kola karamell-kaffee weil sie wirklich harte Fans hat. Aber klar, die schwarze fritz-kola ist und bleibt unsere Nummer eins. Das hängt natürlich auch mit unserer Identität zusammen.

Welche Rolle spielen Getränke- oder Foodtrends für Eure Neuproduktentwicklung?

Zum Beispiel das Thema vegane Ernährung. Was macht Eure Limonade zu einer veganen Erfrischung, sind Limos nicht per se vegan?

Wir beobachten Getränke- und Foodtrends sehr aufmerksam und diskutieren diese intern. Bei veganer Ernährung waren wir die ersten, die alle Produkte auf eine vegane Qualität umgestellt haben als viele das Thema noch belächelt haben.

Wie kommt ihr konkret auf Neuprodukte? Was bringt Euch auf neue Ideen?

Neuprodukte entwickeln wir mal aus einer Innensicht, mal aus einer aufmerksamen Betrachtung unserer Umwelt heraus. Grundsätzlich nehmen wir uns die Freiheit, Dinge auszuprobieren. Die Schorlen wurden damals von unseren Fans und Kunden gewünscht. Bei fritz-kola stevia (heute die fritz-kola weniger zucker) waren wir erfolgreich die erste Kola dieser Art in ganz Europa. Allerdings ist das Thema Stevia aktuell mausetot.

Das Thema Zuckerreduktion oder gar die Vermeidung von Zucker stellt die Branche aktuell vor eine Herausforderung. Wie geht ihr mit dem Wunsch der Konsumenten um, gesündere Erfrischungen zu trinken?

Zucker ist natürlich ein MEGA-Thema für uns. Ich denke wir müssen den Konsumenten vermitteln, daß es einen Unterschied macht, seinen Flüssigkeitshaushalt mit süßen Getränken zu regulieren oder ob man zu einem speziellen Anlass eine Kola trinkt. Wasser, Kola, Limonaden und Schorlen bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Nun alle über einen Kamm zu scheren macht soviel Sinn, wie Schokolade mit einem Soja-Steak zu vergleichen.  

Eure Entstehungsgeschichte hat ja fast schon einen Märchen-Touch: Zwei Studenten gründen mit 7000 Euro in der Tasche eine neue Kola als Gegenentwurf zum globalen Giganten Coca Cola. Inzwischen kommt gefühlt jede Woche ein neues Getränk auf den Markt – wie betrachtet ihr den Start-up Boom in punkto Food & Beverage?

Ich freue mich über jedes neue Start-Up, weil es die Kategorie beflügelt. Es gibt hier viel zu machen und zu erzählen. Viele Innovationen halten den Druck hoch, aufmerksam zu bleiben. Das ist gut!

Du hast mal in einem Interview verraten, dass das Bedford Café eines der ersten größeren Abnehmer eurer Kola gewesen ist. Das Café gibt es leider inzwischen nicht mehr. Auch welche Location/s, in denen fritz angeboten wird, seid ihr stolz?

Da mag ich einzelne nicht rauspicken. Worauf ich stolz bin ist, daß fritz-kola häufig ein Indikator für spannende Gastronomie oder ein bestimmtes, progressives Mindset ist.

Ihr werdet immer als „Underdog“ unter den Limonaden gehandelt. Inwieweit passt das Image heute noch zu der großen Präsenz, wie ihr sie inzwischen habt?

fritz-kola ist heute die größte Indie-Kola in Mitteleuropa und wir können Themen wie Mehrweg, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Themen in unserer Blase bewegen. Bei genauer Betrachtung liegen wir bei ca. 2% Volumenanteil im Vergleich zur globalen Cola. Daher ist die Frage, ob wir noch ein Underdog sind auch immer eine Frage des Standpunktes.